EM Euro Medical steht für innovative Medizin- und Kosmetikprodukte. Sie betreibt entsprechende Projektentwicklungen bis hin zu Gastronomie-, Kultur- und Bildungsbereichen. EM Euro Maint versteht sich als internationaler Vermarktungs- und Betreiber-Service mit Schwerpunkten in Europa, Asien und USA.
Haben fortschrittliche Bildungsinitiativen, die aus der Bevölkerung kommen, überhaupt eine Chance, verwirklicht zu werden?
Nachfolgender Link führt zu einem Gastbeitrag von Pastor i.R. Kurt-Ulrich Blomberg, der sich mit umfangreichen Dokumentationen und vier äußerst lesenswerten Bänden zur Stadtgeschichte von Wittingen einen Namen als Stadthistoriker gemacht hat. Blomberg unterstützt dankenswerterweise die Elternschul-Initiative an der IGS Wittingen.
Mucksmäuschenstille bei der Vorstellung der Elternschul-Idee
Auf Einladung der Vorsitzenden, Claudia Niemann, hielt Gero Hoffmann am 26.05.25 einen Vortrag zu dem Projekt „Elternschule“. Er startete damit, dass das dreigliedrige Schulsytem „das ungerechteste der Welt ist“ (Prof. Hattie, international renommiertester Pädagogikforscher) und deshalb die 3. Klasse der GS Steinhorst die IGS Wittingen in deren Anliegen unterstützt, eine Oberstufe einzurichten. Denn sie wollen, dass ihre Kinder in der IGS zusammenbleiben und dennoch auch ein Abitur neben anderen Abschlüssen erreichen können.
Er referierte auch zur Aussenseiterrolle von Kindern und deren Eltern in einer rücksichtslosen, allein auf Arbeitseffizienz getrimmten Gesellschaft einerseits, und den Folgen, wenn jedem 6-Jährigen statistisch 2 60-Jährige gegenüber stehen. Er spannte den Bogen bis zu Forderungen nach Lohnersatzzahlungen fűr Care_Arbeit von Müttern und Vätern, damit sich Eltern in Elternschulen zusammen mit Schülern und besonders engagierten Lehrern einbringen können. Bis hin zu einem Wahlrecht auch für jedes Kind, das bis zum Erreichen des 16. Lebensjahrs von den Erziehungsberechtigten wahrgenommen werden soll.
Während des 40 minütigen Vortrags war es mucksmäuschenstill – man merkte den Zuhörerinnen an, dass das „ihr Thema“ war, die Strapazen aber eines „normalen“ Elternarbeitstages nicht in den Kleidern hängen bleiben.
Zügiger Start mit einer Projektgruppe an der IGS
Heike Hartmann, Didaktische Leiterin, versteht die weitreichenden politischen Forderungen, wünscht sich aber einen zügigen Projektstart an der IGS. Frau Niemann wolle mit ihrem Elternrat das Gesamtkonzept „sacken“ lassen und bietet an, die Präsentation als PDF zu verteilen. In jedem Fall solle eine Projektgruppe Elternschule gegründet werden, die konkrete Startszenarien für den Projektstart an der IGS erarbeitet. Hierüber bestand Einigkeit zwischen Elternrat, Schulleitung und Projektinitiatoren.
In unserer neuen Rubrik: „Programmatische Bildungsoffensive“ finden Sie einen neuen Konzeptansatz für unser in jeder Hinsicht festgefahrenes Schulsystem. Der international wohl angesehendste Bildungsexperte, Prof. John Hattie, hat es im Spiegel auf den Punkt gebracht: Er halte es für „das ungerechteste Schulsystem“, das er kenne.
Auf Initiative der Elternschaft der 3. Klasse der Grundschule Kunterbunt in Steinhorst wurde eine Initiative gestartet, um die IGS Wittingen bei der Erweiterung um eine Oberstufe zu unterstützen. Denn nur so kann eine konsequente Durchlässigkeit und damit verbesserte Chancengleichheit auf dieser weiterführenden Schule gewährleistet werden.
Bei den Gesprächen mit der Schulleitung der IGS Wittingen wurde auch das Projekt einer „Elternschule“ angeschoben, das erstmalig mit dem Gesamtelternrat der IGS am 26.05.2025 diskutiert werden soll. Wir werden hierüber laufend berichten.
Zur Weiterverfolgung dieser Projekte wurde eine WhatsApp-Gruppe in Steinhorst am 12.04.2025 eingerichtet, an der sich interessierte Eltern und Schüler, sowie andere Bildungsinteressierte beteiligen können. Den initialen Chatverlauf vom 12.04.2025 bis 05.05.2025 haben wir unter dem 2. unteren Link dokumentiert.
Lesen Sie weiter unter den beiden nachfolgendem Links:
Durchdachte und durchfinanzierte Projekte kommen oft nicht zum Zug, weil sich kein professioneller Betreiber findet. Die EM Group hat deshalb ihre Business-Unit PROJEKTENTWICKLUNG um einen Betreiberservice ergänzt, der Investoren bei der Umsetzung ihrer Projekte temporär oder dauerhaft unterstützt.
Den Vertrieb der medizinischen und kosmetischen EM Euro Medical Produkte hat jetzt die EM Euro Maint KG übernommen. Die Infection Control in Krankenhäusern und Praxen bleibt damit in guten Händen.
Unsere diesbezügliche Kunden- und Lieferanten-INFORMATION finden Sie auf nachfolgendem Link:
m/w/d Ärzte & Klinikmanager, Kreativ-Vermarkter aus Musik/Theater/Bildende Kunst, Event & Freizeit-Profis, Hoteliers, nachhaltige Gewerbetreibende & Start-Ups, Akademie- und Wissenschaftsprovider, innovative Gewerbemakler und – last not least – Investoren mit kleinen oder großen philanthropen Neigungen …
Die EM Euro Medical KG, Sparte Project Development, betreibt die Entwicklung und Vermarktung eines Filetgrundstücks und Anwesens am Tankumsee. Hierfür hat sie erste Nutzungsoptionen mit Alleinstellungsmerkmalen entwickelt, die nachfolgend vorgestellt werden. – Wir freuen uns auf Ihr Feed-Back. Entweder auf unserer KONTAKT – Seite, via info@euro-medical.de oder telefonisch unter: 05148 910 38 77.
IDEE 1 – Dual-kombiniertes Kultur- und Museumskonzept für das Simon/Tessenow-Denkmal in Steinhorst und ein geplantes Kunst- + Kulturzentrum am Tankumsee, das bereits das Interesse bedeutender Kultur-Institutionen gefunden hat.
Dieses duale Kulturkonzept und weitere Nutzungsalternativen aus dem Bereich der medizinischen Niederlassungsförderung, dem Freizeit- und Eventbereich und einigem mehr. finden Sie, sukzessive veröffentlicht, auf nachfolgenden Links:
IDEE 3: Auf- und anregender Freizeitpark für Familien und alle in allen Altersklassen, die neugierig und jung geblieben sind
Konzept unmittelbar in Vorbereitung.
IDEE 4: Kreative Büro- und professionelle Leichtgewerbewelten …
Konzept unmittelbar in Vorbereitung.
Ihre IDEE 5 bis … ? – Teilen sie diese mit uns? – Wir freuen uns auf Ihre IDEEN über unsere KONTAKT – Seite, via info@euro-medical.de oder telefonisch unter: 05148 910 38 77.
Der Historiker Reinhard Kühnl dokumentiert Adolf Hitlers tiefe Überzeugung von den alles bewegenden Gottbegnadeten in einer Rede vor führenden Industriellen am 20.Februar 1933, die „seine sozial-darwinistischen und antidemokratischen Positionen in drei knappen Sätzen“ zusammenfasste:
„Alles was in der Welt an Positivem, an Gutem und Wertvollen auf dem Gebiete der Wirtschaft und Kultur geschaffen worden ist, beruht ganz allein auf der Bedeutung der Persönlichkeit. Wird die Verteidigung des Geschaffenen einer Majorität überantwortet, so geht es rettungslos unter. Alle Lebensgüter, die wir besitzen, verdanken wir dem Kampfe von Auserlesenen …’“ (zitiert nach Reinhard Kühnl, „Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten“, 4. Auflage, Seite 201).
Weiter führte er, durchaus zum Gefallen der meisten anwesenden damaligen Wirtschaftsführer, aus: „Es ist auch nicht ein Spiel des Zufalls, dass der eine Mensch mehr leistet als der andere. In dieser Tatsache wurzelt der Begriff des Privateigentums…„, (ebd., S. 202), das deshalb Hitler heilig war. – Seinem Widerwillen gegen die Weimarer Republik ließ er freien Lauf – wobei die Ähnlichkeiten in der Argumentation zu den heutigen Neo-Nazis und sonstigen völkisch-reaktionären Populisten frappierend ist – wenn Hitler ausführt:
„Weimar hat uns eine bestimmte Verfassungsform aufoktroyiert, mit der man uns auf eine demokratische Basis gestellt hat. Damit ist uns aber keine leistungsfähige Regierungsgewalt beschert worden. Im Gegenteil, der Kommunismus musste sich nach dem, wie ich eingangs die Demokratie kritisiert habe, immer tiefer in das deutsche Volk hineinbohren.“ (ebd., S 202). Goering ergänzte anschließend: „Das erbetene (Spenden-) Opfer würde der Industrie sicherlich umso leichter fallen, wenn sie wüsste, dass die Wahl am 5.März die letzte …innerhalb 10 Jahren, voraussichtlich aber 100 Jahren sei.“ (ebd., S. 203).
Auch bei der Kunst verketzert der NS-Staat die Volkssouveränität, und mystifiziert stattdessen das deutsche Volkstum, das von „Auserwählten“ zur „Fleischwerdung der höchsten Werte eines Volkes“ entwickelt werden.
Für die Kultur setzte Hitler die Maxime, „dass ‚nur wenigen Gottbegnadeten (…) zu allen Zeiten die Vorsehung die Mission aufgegeben (hat), wirklich unsterblich Neues zu gestalten“ (Hitlers Rede auf der Kulturtagung des NSDAP-Parteitages 1933 in Nürnberg). Als „Fleischwerdung der höchsten Werte eines Volkes“ würden sie sich gegen Merkmale der Moderne, wie Aktualitätsbezug oder Experimentieren, also Diskursivität im weitesten Sinne, richten. Zitiert nach M. Haas, Die ,Gottbegnadeten-Liste‘ (BArch R 55/20252a), in: Eine Institution zw. Repräsentation u. Macht, Die Univ. f. Musik u. darstellende Kunst Wien im Kulturleben d. NS, 2014, S. 252.)
Für einen solchen „Auserlesenen“ haben Hitler und Goebbels Heinrich Tessenow, den Architekten des „Haus der Gemeinde“ in Steinhorst, befunden und ihn deshalb 1944 auf die Liste der 378 „gottbegnadeten“ Künstler aus den Bereichen bildende Kunst, Literatur, Musik Theaterschauspiel und Architektur setzen lassen – hinterlegt im Bundesarchiv-Lichterfelde (BArch R 55/20252a).
Keine späte Reue, obwohl Tessenow schon 1916 das „Quälende“ und das mögliche „Verderben“ seiner NS-affinen völkischen Auffassungen nicht ausschließen wollte.
Schon 1916 beschlichen Tessenow leise Zweifel an seinem simplifizierend antiurbanen und agro-traditionalistischen Weltbild, wenn er den esoteterisch-mystifizierenden Bestrebungen, „Gottbegnadetes“ zu erreichen, ein mögliches Scheitern seines simplifizierenden Denkens durchaus in Betracht zieht: „Es lässt sich nicht beweisen, ob das stark Gewerbliche(gemeint ist die Rückkehr zu den bürgerlichen Sekundärtugenden des Handwerks, die für Tessenow letztlich einen überragenden Rang einnahmen) uns letztendlich segnen oder ob es uns verderben wird; wir sind entweder ein sehr gottbegnadetes oder ein sehr erbarmungswürdiges Geschlecht … wir wissen, dass mit dem stark Gewerblichen auch viel Quälendes auf uns wartet …“. Tessenows, durch Nietzsche geleiteter, Glaube, man dürfe nicht an das „Verderben“ oder das „Erbarmungswürdige“ glauben, hat ihn aber offenbar resistent gemacht gegen diese Art von Selbstzweifel, So blieb ihm wohl die Ähnlichkeit seines kleinbürgerlichen Denkens mit dem des NS-Regimes weitestgehend verborgen, wodurch er so leicht von den Nazis für ihre Zwecke missbraucht werden konnte. – Wie wir heute wissen, ließ das „Verderben“ und das „Quälende“ nicht lange auf sich warten!
Waschraum der ehemaligen Gartenbauschule Steinhorst. David-Sterne verzieren umrandend den originalen Steinboden.
Teil 2 Synthesis-Nutzungskonzept: Statt „Babylon Steinhorst“ Versuch einer neuen Denkmals-Einordnung zum maximalen Nutzen für Steinhorst!
Wir hatten eigentlich gehofft und erwartet, dass sich nach einer ersten Vorstellung unseres neuen Nutzungskonzepts: begegnung | debatten | kultur | hotel Synthesis! die Wogen etwas glätten und bei allen am „Haus der Gemeinde“ (HdG) Interessierten der Blick nach vorne richten würde, um nicht nur für das , HdG selbst, sondern letztlich für Steinhorst die beste Entwicklung anzustossen.
Nun scheint es so, als ob die bei einer derart fundamentalen Auseinandersetzung (Tessenow- oder Simon-Verehrrung) entstandenen Blessuren und politischen wie persönlichen Animositäten (für die wir durchaus Mitverantwortung übernehmen) noch zu frisch sind, um nach These und Antithese rasch und lautlos zu einer Synthese übergehen zu können. Wozu aber letztlich keine balancierende Alternative besteht.
Wir versuchen deshalb eine Schnittmengenbestimmung unter Berücksichtigung der Interessen der verschiedenen Protagonisten:innen und wie diese in unserem Nutzungskonzept möglichst ohne Einbußen aufgehen können:
Maximale Erhaltung des Bestandsgebäudes mit weitgehend originärer Nutzung wird Tessenow-Verehrer:innen erfreuen
Im Rahmen unseres Konzepts soll das Bestandsgebäude für Übernachtungen kleinerer und mittlerer Jugendgruppen und junger Erwachsener genutzt werden und bewusst an der Lebensatmosphäre der ehemaligen Gartenbauschule von 1910 erinnern und anknüpfen. Dabei sollen heutigen Hygiene- und Gebäudetechnikstandards, sowie Bedürfnissen nach gewisser persönlicher Intimität in sanfter Weise Rechnung getragen werden.
Schlafräume für jugendliche Besucher: „Auf den Spuren der Geschichte“ die jüdische Gartenbauschule von 1910 erleben.
Die jüdische Küche wird reaktiviert und zu jüdischen, aber auch anderen internationalen Kochkursen für Jung und Alt genutzt. Biologisch wertvolle Gemüse und Kräuter werden in gewissem Rahmen im Garten und/oder bei kooperierenden Steinhorstern angebaut.
Wie in früheren Zeiten werden Ausbildungsräume bereitgehalten, die gleichzeitig Vortrags-, musealen und multimedialen Dokumentationscharakter für Hotelgäste und Besucher tragen.
Die Räumlichkeiten sollen auch für Weiterbildung und pädagogische Angebote – in Anlehnung an die von Tessenow mit beeinflusste lebens-reformerische Gartenstadt Hellerau – genutzt werden.
Das Bild zeigt das Dachgeschoss des Tessenow-Baus mit seinen optionalen Möglichkeiten.
Der Ratssaal wird zum Ausschank und zur geselligen Begegnungsstätte der Hotelgäste mit den Dorfbewohner:innen. Freizeitbetätigungen wie Billard, Tischtennis etc. finden in den langen Fluren – evt. auch unter dem Dach (Kino-, Multimedia, Theater) – ihren Platz.
Der Ratsaal wird zum Gastraum mit Ausschank, wo sich internationale Gäste und die Seinhorster Bevölkerung treffen und kennenlernen können – vielleicht auch Freundschaften schließen…
Gläserne „Verbindungsbrücke“ zum jüdischen Freiheitsmahnmal
Das Bestandsgebäude wird mithilfe einer „Glasbrücke“ auf Erdgeschoss- und erster Obergeschossebene mit dem zu errichtenden modernen Hotelbau verbunden, der durch eine vorgesetzte, selbsttragende Metallfassadenkonstruktion aus jüdischen Freiheits-Symbolen einen Mahnmal-Charakter erfährt.
Die „Glasbrücke“ nimmt auch den Haupteingang zu beiden Gebäuden, das Hotelfoyer und die Aufzuganlage auf.
Die „glässerne Brücke“ dient als Haupteingang, Foyer und Verbindung zwischen jüdischem MAHNMAL und Tessenow DENKMAL.
Der ehemalige jüdische Ziergarten soll zwischen beiden Gebäuden nachempfunden werden.
„Simon“-Neubau als filigranes Kunstwerk mit mahnendem internationalen Freiheits- und Demokratiebezug
Der „Simon-Neubau“ wird als ein modernes und nachhaltiges Hotel geplant, dessen Fassade weitestgehend hinter der filigranen selbst tragenden, künstlerisch gestalteten Stahlkonstruktion versteckt bleibt. Etwa 25 Komfortzimmer mit praktischen Erweiterungsmöglichkeiten für Kinder oder zu betreuende Pflegefälle sind geplant. Ein Restaurant mit abteilbarem Veranstaltungs- bzw. Konferenzraum ist vorgesehen. Die Küche befindet sich im UG. Ob ein Giebel- oder Flachdach mit Dachterrasse eingesetzt wird, steht noch offen.
In Teil 3 unseres Nutzungsplans werden wir voraussichtlich erste Entwürfe von Alexander Ballau veröffentlichen.
Die „einfachen Gedanken“ der Nazis waren auf die Beraubung, Vertreibung und Ermordung von mehr als 30 Millionen jüdischen und slawischen Menschen gerichtet, die durch 5 Millionen korrumpierte „arische“ Siedler ersetzt werden sollten. Raubmord in derart gigantischem Ausmass verlangte eine umfassende und generalstabsmäßige Vorbereitung, die durch das unter Heinrich Himmler stehende Reichsministerium für Volkstum geleistet wurde.
Aber auch für den Architektenstand und dessen Ausbildungseinrichtungen wurde dieses Ziel zu einer Herausforderung. Denn die arischen Siedler sollten sich in dem gestohlenen Land „heimisch“ fühlen können. So wurde 1940 eigens eine Baufibel für die ’neuen‘ Gebiete nach dem Überfall auf Polen mit dem Titel: „Der Osten“ herausgegeben, „in der die personelle und gestalterische Kontinuität vom Kaiserreich zur nationalsozialistischen Diktatur deutlich (wird). (Rainer Schmitz, „Heimat. Volkstum. Architektur.“, S.204).
So hieß es dort: „Noch 1941 gäben die Grundlagen aus dem Kriegsjahr 1917 der heutigen Baugesinnung einen entscheidenden Unterbau… Weitere wurden von im Kaiserreich tätigen Heimatschutzarchitekten wie …Heinrich Tessenow … beigesteuert.“ (ebd.). „Der vermeintliche Sonderfall der künstlich erzeugten Heimat im Osten wurde wiederholt (auch) zum ‚Vorbild‘ für das nunmehr sogenannte ‚Alt-Reich‘ erklärt.“
Albert Speer berichtet über die Politisierung der TU Berlin in 1931: „Unsere Technische Hochschule war inzwischen zu einem Zentrum nationalsozialistischer Bestrebungen geworden. Während die kleine Gruppe kommunistischer Architektur-Studenten vom Seminar Professor Poelzigs angezogen wurde, sammelten sich die nationalsozialistischen bei Tessenow, obwohl dieser (laut Speer) ein erklärter Feind der Hitler-Bewegung war…“ . Weiter berichtet Speer über seinen von ihm bewunderten Lehrer: „Es gab jedoch unausgesprochen und unbeabsichtigt Parallelen zwischen seinen Lehren und der Ideologie der Nationalsozialisten“.
Ob wahrheisgetreu oder einfach zur Selbstentlastung (Speer sah sich ja selbst als unpolitisch und Verführter der Nazis an) mutmaßte er über seinen Lehrer: „Sicherlich war sich Tessenow dieser Parallelen nicht bewußt. Ihn hätte der Gedanke an eine Verwandtschaft zwischen seinen Vorstellungen und nationalsozialistischen Auffassungen zweifellos entsetzt„. Zitiert nach Werner Durth, „Deutsche Architekten, Biographische Verpflechtungen 1900 – 1970“, S. 59.
Dieses „Entsetzen“ muss sich in Grenzen gehalten haben. Denn Tessenow galt als Patriot und vertrat die Meinung, daß die Kunst aus dem Volk erwachse (also volksdeutsch sei). Dieser Ansatz brachte ihn ideologisch schon sehr in die Nähe der Nationalsozialisten. „Etwa 1931 soll er, so Speer, vertreten haben: ‚Es wird wohl einer kommen müssen, der ganz einfach denkt. Das Denken ist heute zu kompliziert geworden. Ein ungebildeter Mann, gewissermaßen ein Bauer, würde alles viel leichter lösen, weil er eben noch unverdorben ist. Der hätte auch die Kraft, seine einfachen Gedanken zu verwirklichen.'“ (ebd., S. 60). – Weil die übergroße Mehrheit der Kleinbürger, Handwerker, Bauern und Selbständigen (im Gegensatz zu den Arbeitern, die 1933 fast geschlossen entweder für SPD oder KPD stimmten) so dachten und auf dererlei einfache Lösungen setzten, kam zwar kein Bauer, dafür aber der Gefreite Hitler 1933 an die Macht.
Wir haben im Folgenden verschiedene Schüler, prominente und weniger prominente, zum Unterrichtsstil Tessenows an der TU Berlin Charlottenburg zu Worte kommen lassen.
Julius Posener, Architekturhistoriker, nach Tel Aviv emigriert
„Julius Posener, der spätere Architekturhistoriker, konnte in Berlin bei Poelzig studieren. 1923 hatte der leidenschaftliche Lehrer (Poelzig) eine Professur an der Technischen Hochschule bekommen, und zwar neben Heinrich Tessenow, der als konsequenter Reformarchitekt einen einheitlichen Baustil vertrat. Posener berichtet: „Die einen gingen zu Poelzig, die anderen gingen zu Tessenow. Und bei Tessenow fanden sie an den Wänden und auf allen Tischen Zeichnungen, die waren bis in den Stil hinein: Tessenow! Und wenn sie zu Poelzig kamen ins Seminar, dann gab es keine zwei Entwürfe, die stilistisch einander ähnlich gesehen hätten.“ ( https://www.deutschlandfunkkultur.de/architekt-hans-poelzig-er-nahm-das-bauhaus-prinzip-vorweg-100.html )
Carl Culemann: Menschen „kneten nach seinem Bilde“
„Ein anderer Student, Carl Culemann, beschrieb die Atmosphäre … so: ‚Tessenow knetet die Menschen nach seinem Bilde, nimmt Eitelkeit, vorschnelles Selbstbewußtsein, begabtes, aber gesetzlos spielendes Gestalten, macht klein und bildungsfähig …, baut dann wieder auf. Den Architekten, wie er sein soll, gewissenhaft, sauber, klar, bewußtes Beherrschen der Form.“ Zitiert nach Magnus Brechtken, „Albert Speer – Eine deutsche Karriere“, Seite 29.
Rudolf Wolters, spätere rechte Hand von Speer
„ Rudolf Wolters … hatte ebenfalls Tessenow … gewählt. Er war begeistert von dessen Fähigkeit, ‚seine Schüler zum Einfachen, Unkomplizierten und Allgemeinen hinzuführen‘. …“. Zitiert nach Magnus Brechtken, „Albert Speer – Eine deutsche Karriere“. Seite 28. Wolters wurde später zur rechten Hand von Superminister Speer.
Albert Speer, Hitlers Vertrauter und NS-Superminister
„Auch Albert Speer spricht … mit respektvoller Bewunderung von seinem Lehrer. … ‚Er sprach mit uns nicht nur über Architektur, sondern auch über das Leben, die Liebe zur Natur, zur Landschaft und auch zum eigenen Land.‘“ Zitiert nach Magnus Brechtken, „Albert Speer – Eine deutsche Karriere“. Seite 28.
„Insbesondere die Schüler seines Professors Tessenow, dessen Ansichten in Bezug auf Baustil und Vorstellungen von Volk, Erde und Ursprung Parallelen zu den Ansichten der Nationalsozialisten aufwiesen, zog es in die NSDAP.“ (ebd.). „Den ‚Sturm auf die Hochschulen‘ der Nationalsozialisten 1929 erlebte er (Albert Speer) mit“. Die Technische Hochschule „verzeichnete … die höchsten Zuwachsraten im nationalsozialistischen Studentenbund.“ (ebd.)