Hebt die Schule jetzt wirklich ab oder „sitzen wir (doch nur für Jahre) fest“?

Wir haben keinen Zweifel, dass die 3. Klasse der Grundschule Steinhorst eine tolle Aufführung zur Einschulung hingelegt hat, die den Erstklässlern samt Familien sichtlich großen Spaß gemacht hat. Und doch hinterlässt das ironisch-spaßig gemeinte Bühnenstück „Die große Reise“ einen gewissen schalen Beigeschmack, indem die objektiv bestehende Schulpflicht in eine komische Verwechselungsposse umgedichtet wird, die sich spätestens nach zwei, drei Jahren für viele Kinder in bitteren Ernst und Frust verwandelt haben wird.

So verbindet, laut breiter Umfragen, schon heute über ein Drittel der Schülerschaft Beklemmung und Angst mit der Schule. Das Bühnenlibretto lässt dagegen die kleinen „Fluggäste“ sich über ein „Vier-Jahres-Abo“ wundern, das ihnen als Pointe irgendwie untergejubelt wurde. „Dahinter stecken unsere Eltern„, meint eine der reiselustigen Darstellerinnen, obwohl vermutlich weder die Eltern, noch Schüler je offiziell zu einer Abstimmung über die Schulpflicht aufgefordert worden wären.

Etwas diffus, aber zutreffender, wird dann sogar „das (politische) System“ verantwortlich gemacht, wie „Papa immer“ sagt. – Um schließlich zu resümieren: „Jetzt sitzen wir (nur wieder für Jahre) fest!“

Schreddert das wunderbare Kindertheater jetzt endlich die dreistesten Schulfakes?

„Das laute Laufen auf den Gängen ist untersagt. Während des Fluges bitten wir Sie, nicht mit den Nachbarn zu sprechen …“

Aus dem Libretto: „Die große Reise“, aufgeführt von der 3. Klasse zur Einschulung der Erstklässler am 10.08.2024

Immerhin lässt die gespielte Schulordnungssequenz keinen Zweifel darüber, wer in der Schule Macht beansprucht und wer zu folgen hat. Etwas anders ist das bei der real existierenden Schulordnung: Den Schülern wird ungefragt „Einsicht“ unterstellt. Bei der objektiven Unterwerfung bleibt es dann aber doch – notfalls mit Disziplinierung.